So startete meine Reise. Wobei sich da schon die Frage einschleichen kann, ob das tatsächlich der Beginn der Reise war, oder ob sie eigentlich schon viel früher begonnen hatte. In den Tagen vor meinem Abflug habe ich viel zeit damit verbracht mich von Menschen zu verabschieden und noch möglichst alles so zu machen wie immer. Normalität bis ganz zum Schluss irgendwie, immerhin sind es sechs Monate, die ich mein Zuhause nicht wiedersehen werde. Aber es sind nur sechs Monate.
Ich sitze in meinem Hostelbett in Auckland und schreibe diesen Post, der mehr aus einem Sammelsurium meiner Notizen der letzten Tage bestehen wird, immerhin bin ich schon eineinhalb Wochen hier und habe von Anfang an fleißig Tagebuch/Notizen Geschrieben. Immer mit dem Hintergedanken, jetzt endlich mal diesen Blog anzufangen. Deshalb weiß ich auch nicht wie repräsentativ dieser Blogeintrag für alle weiteren sein wird.
So wirklich klar geworden, dass das ein Abschied für mehr als nur ein paar Wochen war, ist mir erst als das Flugzeug, die Boing 777 der AUA, in Wien den Boden verlasen hatte. Auf dem Weg nach Shanghai. Nicht Singapur. Aus irgendeinem Grund, sind die zwei Wörter Shanghai und Singapur in meinem Kopf gleichbedeutend und ich muss immer ein paar Sekunden nachdenken, bevor ich mir wieder sicher bin, wo ich meine 8 Stunden Layover verbracht habe. Aber es war in China. Nicht in Singapur. In China, auf einem Flughafen auf dem man nicht mit Bankomatkarte zahlen konnte und ich natürlich kein Bargeld mit hatte. Weil was bringen mir denn Euro im Ausland? Dass man die ja theoretisch überall wechseln kann, ist mir beim Packen nicht in den Sinn gekommen. Naja, ich habe es nach Auckland geschafft, sogar ohne groß hungern zu müssen, immerhin habe ich zwar kein Bargeld, aber immer Notfall-Müsli-Riegel eingepackt. Nach der Einreise in Auckland, die wesentlich ereignisloser verlaufen ist, als ich gedacht hatte, war ich dann schließlich in Neuseeland. Mein kurzzeitiger Reisebegleiter, ein freundlicher Chinese, den ich in Shanghai am Flughafen kennengelernt hatte, brachte mich, ohne dass ich groß nachdenken musste, ins Zentrum von Auckland. In meinem Hostel musste ich jedoch noch bis zum Nachmittag warten, um einchecken zu können. Ich knüpfte gleich Kontakte zu einer Italienerin und erkundete die Stadt.
Nach meiner ersten Nacht in der neuen Umgebung brauchte ich in der Früh erst einmal einen Augenblick um zu verstehen, wo ich war. Doch dann war ich hellwach, wohl dem Jetlag geschuldet. Generell sind ca 12h meiner Meinung die beste Art der Zeitverschiebung. Man muss sich einfach ganz neu gewöhnen, weil plötzlich einfach Tag und nach getauscht sind. Daher hatte ich an meinen ersten paar Tagen so gegen 15Uhr einen kurzen Müdigkeitseinbruch, doch auch das legte sich bald. Meine ersten Tage verbrachte ich mit Besuchen von diversen sehenswürdigen Parks und anderen Locations in Auckland, wie der Art Gallery, dem War History Museum und Mount Eden. Wobei ich jedes mal, wenn ich etwas über Māori Geschichte lese oder höre sofort Ohrwürmer aus dem Disney Film Vaiana habe. (Von dem Ende November übrigens der zweite Teil in die Kinos kommt, worauf ich schon sehr gespannt bin)
Mein erster Eindruck von Auckland war eigentlich ein recht guter. Vor einigen Dingen wurde ich im Voraus gewarnt, weshalb ich mich nicht über die, doch leider relativ beträchtliche, Anzahl an Obdachlosen oder die steilen Straßen wunderte. Was ich jedoch nicht kommen gesehen hatte, war wie groß Auckland sein würde und wie klein der Stadtkern. Die Stadt hat sehr viel Fläche, aber irgendwie wohnen alle Menschen in Einfamilienhäusern, die einen sehr amerikanischen Eindruck auf mich machen. Eine zweite Sache, auf die ich nicht vorbereitet war, war die Menge an Deutschen und Franzosen, die nicht nur mein Hostel sondern das ganze Land bevölkern. Alle in Besitz eines 12-monatigen Working Holiday Visums. Nich verwunderlich also, dass meine ersten Bekanntschaften allesamt Europäer waren und sich darunter vor allem deutsch- und französischsprachige Menschen befanden.
Am Sonntag haben wir dann zu viert ein kleines Abenteuer erlebt, das man wohl in die Kategorie “Selber schuld kein Mitleid” stecken könnte. Wir sind mit dem Uber nach Piha Beach gefahren. Soweit so gut. Nur liegt Piha etwa 40 min westlich von Auckland und ist normalerweise nur mit dem eigenen Auto erreichbar. Oder eben mit dem Uber. Der Tag war schön, das war das erste mal Neuseeland-Natur für mich, da ich ja davor nur in der Stadt war. Wir haben einen wunderschönen Sonnenuntergang gesehen und wollten dann wieder nach Hause fahren. Da begann das Dilemma, denn um 20:00, an einem Sonntagabend, an dem der Montag danach ein staatlicher Feiertag ist, möchte sich kein Uber 40 min aus der Stadt hinaus bewegen um vier junge Touristen vom Strand abzuholen. Also versuchten wir unser Glück mit dem Anhalten von Autos um zu erfahren, das heute wohl niemand mehr in die Stadt fahren würde, doch wir einmal zum Campingplatz gehen sollten, da würde man uns noch am ehesten helfen können. So wirklich verwundert über unsere Situation war jedoch niemand, anscheinend waren wir nicht die ersten, die von einem Uber-Fahrer ausgesetzt wurden. Am Campingplatz wurde uns dann tatsächlich geholfen und ein Taxi gerufen. Schlussendlich haben wir es, deutlich später als geplant, doch noch zurück ins Hostel geschafft.
Im Laufe der Woche lernte ich dann noch eine weitere Französin kennen, mit der ich einen Ausflug nach Rangitoto Island machte. Rangitoto ist der jüngste von Aucklands ca 50 Vulkanen und ein Naturschutzgebiet ohne Zivilisation. Er ist gänzlich mit tropisch ausschauenden Bäumen bewuchert und wenn man Richtung Gipfel wandert, hört es sich an, als wäre man im tiefsten Urwald. Überall sind Vögel. Doch das Highlight der Wanderung waren die 15 min Wartezeit auf die Fähre, um zurück nach Auckland zu kommen. Von unserem Platz am Ufer konnten wir zufällig einen Schwarm Stachelrochen auf Nahrungssuche beobachten.
Auch alle drei Arten von Kiwis habe ich inzwischen gesehen. Zwei davon leider nicht in ihrem natürlichen Habitat sonder im Zoo und im Supermarkt.
Am Ende der Woche bin ich dann aus der Stadt nach Waiheke Island gezogen, in das Sommerdomizil der reichen Auckländer Bevölkerung. Aber dazu in meinem Nächsten Beitrag mehr.

















