Begleite mich auf meiner Reise ans andere Ende der Welt
On the road
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On the road

Wieder einmal änderte sich meine Reisesituation und wieder einmal zog ich um, nur diesmal nicht in ein neues Hostel, sondern von meinem Zelt in einen Camper – oder wie man in Australien sagt, ein Motorhome. Wie bereits letztes mal erwähnt, traf ich meine Mitreisenden im Kakadu Nationalpark, wo ich noch die meiste Zeit in meinem eigenen Mietauto unterwegs war. Nachdem dort aber die meisten Straßen und sehenswürdigen Punkte noch, als Nachwirkung der Regenzeit, geschlossen waren, verließen wir Kakadu bald und fuhren auf einen kurzen Abstecher in den Litchfield Nationalpark.

Am nächsten Tag ging es noch einmal zu einer Krokodil-Bootsfahrt. Das war im Endeffekt meine dritte Flussfahrt mit dem Ziel Krokodile zu sehen und es war jedes mal wieder sehr schön und insofern toll weil die Krokodil-experience auch mit jedem mal besser wurde. Auch diesmal wurde uns schon bei der Sicherheitseinführung gesagt, würden wir aus dem Boot fallen, sollten wir die Schwimmwesten lieber nicht anziehen sondern weit wegwerfen, um die Krokodile abzulenken, denn das würde unsere Überlebenschancen wohl am meisten erhöhen. Diesmal sahen wir die Krokodile auch tatsächlich aus der nähe, da sie mit etwas Fleisch angelockt und dann zum aus dem Wasser “hüpfen” gebracht wurden. Keine sorge, die Futtermengen waren in keinster weise groß genug, dass die Krokodile ihre natürlichen Jagdgewohnheiten aufgeben würden.

Auf der Flussfahrt erfuhren wir nicht nur einiges über Krokodile, sondern bekamen auch Einblick in andere Bereiche der Tierwelt. Über dem Boot kreisten nämlich immer wieder Greifvöglen in der Hoffnung auch ein bisschen Fleisch abzweigen zu können. Die meisten davon waren sogenannte Kytes oder auf Deutsch Milane. Diese Vögel waren auch sehr beeindruckend denn sie werden aus einem besonderen Grund auch Fire Hawks (“Feuerfalken”) genannt. In Australien gibt es immer wieder Buschfeuer und diese werden oft strategisch von den Ureinwohnern gelegt um größere unkontrollierte Brände vorzubeugen und den Boden auf die nächste Saison vorzubereiten. Diese Praktiken werden seit 50 000 Jahren in etwa betrieben und auch die Vögel haben gelernt sich die Feuer zu Nutze zu machen. Nachdem Beutetiere generell vor Feuer fliehen, wissen sie dass man um das Feuer herum besonders gut jagen kann. Das geht aber soweit, dass sollten zu viele Milane in einem Gebiet sein, die Vögel dazu tendieren brennende Zweige zu nehmen und an anderen Stellen weitere Feuer zu legen. Es sind also nicht nur die menschlichen Bewohner Australiens, die sich um Buschfeuer kümmern. Auf meinem Weg durch die Nationalparks bin auch ich immer wieder Rauchsäulen und Feuern neben der Straße begegnet, deshalb fand ich das besonders spannend, mehr darüber zu erfahren.

Nach der Kroko-Tour gab ich schlussendlich mein kleines Mietauto in Darwin zurück und zog zur Gänze in den Camper ein. Dann deckten wir uns dort noch mit Essen für die nächsten fünf Tage ein und begannen unsere Reise nach Süden. Die nächsten zwei Wochen sollten sehr von Autofahren geprägt sein, denn unser Ziel war die Hauptstadt Westaustraliens, das etwa 4500km entfernte Perth. Zwischen Darwin und Perth lagen einige sehr schöne Fleckchen und Nationalparks, vor allem aber auch ganz viel Gegend. Dort stellte ich fest, ich glaube ich war noch nie irgendwo, wo man so weit sieht und trotzdem ist da weit und breit nur Gegend. Besonders im Norden waren wir jedoch über jedes krokodilfreie, zugängliche Wasserloch sehr dankbar, denn im Camper hatte es während der Fahrt auch immer etwa 35 Grad.

Bereits einen Tag und ein paar Wasserfälle nach Darwin stießen wir auf das erste Problem der Reise, die Überfahrt nach Westaustralien. An sich wäre das ja keine schwierige Angelegenheit, es handelt sich dabei auch nur um eine Straße, wie jede andere auch, das Problem lag bei der Grenzkontrolle. Wie nämlich vorher erwähnt hatten wir uns in Darwin mit Essen eingedeckt, darunter auch allerhand Obst und Gemüse. Wir entdeckten jedoch kurz darauf in unserem Reiseführer, dass die Liste an Dingen, die man nicht nach WA einführen durfte länger war als gedacht und so ziemlich alles, was potentiell noch wachsen oder Erde enthalten könnte darauf stand. Deshalb mussten wir vor der Grenze noch einmal einen kurzen Stopp einlegen und unser gesamtes Obst essen, Gemüse verkochen und alle Zwiebel und jede Knobleuchzäe schälen, denn geschält war die Einfuhr kein Problem mehr.

Direkt nach der Grenze kamen wir nach Kununurra, wo wir, nachdem wir die Tage davor jeweils mindestens 4-6h gefahren waren, einen Tag ohne Autofahrt einlegten. Das hatte den Grund, dass wir uns den Purnululu Nationalpark und die Bungle Bungles anschauten. So kam ich zu einem Hubschrauberflug (ohne Türen!!) und einer Wanderung durch die Bungle Bungles – das war schon wirklich sehr beeindruckend.

Von Kununurra ging es nach Derby. Nachdem wir kein Gefährt hatten, mit dem man nicht asphaltierte Straßen befahren sollte, gab es auf dieser Stracke durch die Kimberley Region wicht wirklich irgendwas, außer den Blick aus dem Autofenster, das man sich anschauen könnte. Aus diesem Grund, und weil wir generell etwas Zeitstress hatten – sich 4,5 tausend Kilometer in zwei Wochen vorzunehmen war vielleicht nicht die beste aller Ideen – beschlossen wir, die Strecke Kununurra-Derby in einem Tag zu fahren – 900km, 10h Autofahrt. Dabei lernte ich, dass ich nicht gut im Schach bin und das man mir auch Tarock spielen noch mal von vorne beibringen musste. In Derby hattten wir gerade noch genug Zeit, uns einen ur alten Boab Baum anzuschauen und beim Sonnenuntergang über dem Meer mit unzähligen Gelsen zu kämpfen. Boab Bäume sind generell eines der Wahrzeichen der Kimberley Region, denn diese Bäume, die an afrikanische Baobab Bäume erinnern – und auch mit ihnen verwandt sind – sind einzigartig für diese Region in Westaustralien.

Von Derby ging es über Broome – wo wir nur einen kurzen Zwischenstopp im Visitor Center und an einem schönen Strand einlegten – weiter nach Süden. Die nächste Destination war jedoch etwas zu weit, um es in einem Tag fahren zu können, also suchten wir uns einen Campingplatz nahe des Highway. Da dieser dort zufällig sehr nahe am Meer vorbeigeht schliefen wir in der Nacht fast direkt am Eighty Mile Beach gemeinsam mit ganz vielen Wallabies. Inzwischen hatten wir das Krokodil-Gebiet schon wieder beinahe verlassen, wir trauten uns jedoch doch noch nicht recht ins Wasser.

Wieder einmal stand ein langer Reisetag an, doch diesmal beschlossen wir, zum Abendessen nicht selbst zu kochen, sondern essen zu gehen und danach noch ein Stück weiter zu fahren. An sich eine gute Idee, nur hattte dies zur Folge, dass wir die letzte Stunde nach Sonnenunergang unterwegs waren, wovon einem (beim Anmieten eines Fahrzeuges) aktiv abgeraten wird. Wir lernten in dieser Nacht auch weshalb. Die Fauna Australiens ist besonders in der Nacht sehr aktiv und natürlich deutlich schlechter sichtbar, was dazu führte dass wir nur knapp einer toten Kuh auf der Straße ausweichen konnten, die kurz zuvor von einem Road Train erwischt worden war, nur um dann eine Vollbremsung hinzulegen um nicht den nächsten Kuhmord zu begehen. Wir verbrachten diese Nacht dann auf einem Rastplatz neben einem aufgelassenen Roadhouse und beschlossen, das Fahren bei Dunkelheit lieber zu lassen.

Unsere nächste Destination hieß Exmouth und auch dort verbrachten wir zur Abwechslung einmal wieder einen Tag ohne Fahren, denn wir waren wieder den ganzen Tag verplant. Wir wechselten den Camper diesmal nicht gegen ein Flugzeug, sondern gegen ein Boot und machten uns gemeinsam mit den anderen Tourgästen, auf die Suche nach Walhaien. Zuerst fanden wir im Riff einige Meeresschildkröten und diverse spannende Fische darunter auch einen Steinfisch – Achtung, nicht ankommen, sehr giftig! Nach einiger Suche außerhalb des Riffs wurden wir dann aber fündig. Der Walhai war schon eine beeindruckende Begegnung, leider tauchte er nach ein paar Minuten wieder ab und beschloss uns nicht noch einmal mit seiner Anwesenheit zu erfreuen. Alles in allem waren wir zwar sehr viel am Boot auf der Suche nach Tieren, doch es war trotzdem ein sehr toller Ausflug ein großartiges Erlebnis, direkt neben einem etwa 6m langen Walhai zu schwimmen.

Auf Hinweis einer Campingplatzbekanntschaft hin machten wir auf unserem Weg von Exmouth nach Monkey Mia einen Abstecher zu den Quobba Blowholes und dem Aquarium. Bei letzterem handelte es sich nicht etwa um ein von Menschenhand erbaute Touristenattraktion, sonder um eine geschützte Bucht, in der man mit Schnorchelausrüstung ganz viele Fische, Seeigel Muscheln und sogar einen Blaupunktstachelrochen sehen konnte.

In Monkey Mia legten wir dann einen echten Ruhetag ein, ohne Autofahren und Verpflichtungen. Die einzigen Programmpunkte des Tages lauteten Delfine beobachten in der Früh – wobei das ganz einfach vom Strand aus zu erledigen war – und Abendesssen. Dort konnte man endlich auch wieder ohne Angst vor Krokodilen oder Quallen schwimmen gehen. Am nächsten Tag ging es über Shell Beach – ein Strand der aus Milliarden winziger Muscheln besteht – in den Kalbarri Nationalpark. Inzwischen hatten wir die Gelsen hinter uns gelassen, dafür gab es unter Tags ur viele Fliegen, die sich bevorzugterweise versuchten in Augen oder Nasenlöcher zu setzen – sehr lästig muss ich schon sagen.

Unsere gemeinsame Camperreise neigte sich dem Ende zu und nach einem Besuch der Hutt Lagoon, auch bekannt als Pink Lake, den Pinnacels und zu guter letzt den Kängurus im Yancep Nationalpark, erreichten wir Perth. Durch Umwege und Abstecher hatten wir von Darwin aus 5216 km zurückgelegt und so unzählige Stunden “on the Road” verbracht und viel Schach und Tarock gespielt. Das ganze war eine sehr schöne Abwechslung zum alleine Reisen, auch wenn der Abschied am Ende etwas trauriger war, als ursprünglich gedacht. Ich habe es sehr genossen diese abgelegenen Ecken Australiens in guter Gesellschaft zu bereisen und so die Möglichkeit zu haben diese Seite Australiens zu sehen. Auch zu Urlaub mit Camper ist mein Fazit durchaus “kann man definitiv wieder mal machen”. Westaustralien ist sehr viel weite Gegend aber diese zwei Wochen haben mir gezeigt, mit den richtigen Menschen sind mir weite, verlassene Landschaften sogar fast lieber als Großstädte. Rückblickend betrachtete wäre es schön gewesen ein paar Tage, vielleicht sogar eine Woche mehr Zeit für die Strecke zu haben, da wir, wie bereits erwähnt, wirklich sehr viel Zeit fahrend verbrachten. Auch wenn es oft Strecken ohne viel sehenswerte Abstecher gab, wären ein paar Tage ohne viel im Auto zu sitzen sicher auch schön gewesen. Ich habe es trotzdem sehr genossen!

Angekommen in Perth, wieder alleine, erreichte meine soziale Motivation kurzzeitig den Tiefpunkt meiner gesamteren Reise. Ich wohnte zwar in einem sehr netten Hostel, doch es schienen sich dort alle bereits zu kennen und ich hatte sehr wenig Energie und Nerven mich in bestehende Gruppen einzubringen. Außerdem war Perth doch wieder ein deutlicher Kontrast zu den letzten vier Wochen im deutliche weniger bevölkerten Norden und Westen des Landes. Immerhin hat die Stadt etwa so viele Einwohner wie Wien, aber in der Innenstadt trotzdem sehr viele Wolkenkratzer und dadurch wirkt sie noch größer.

Obwohl ich anfangs gerne gleich nach Hause geflogen wäre, hatte ich noch vier Tage in Perth, die ich dann doch irgendwie nutzen wollte. Nur Jammern bringt einen ja auch nicht weiter. Also machten ich einen Plan. Ich hatte immer noch mein Zelt im Gepäck und außerdem das Gefühl, dieses nicht ausreichend verwendet zu haben. Außerdem gab es ja eine Grund, weshalb ich ursprünglich ein paar Tage in Perth verbringen wollte, nämlich Rottnest Island. Die Insel vor der Küste der Stadt ist ein beliebets Tages-Ausflugs Ziel der Gegend und Heimat der Quokkas. Was sind Quokkas? – Nachtaktive, Mini Wallabies, die ein bisschen an eine Mischung aus Wallaby und Ratte erinnern. Sie sind jedenfalls sehr herzig. Noch eine sympathische Eigenschaft der Insel ist, dass sie klein genug ist, um sie mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erkunden und dass es dort außer einem Linienbus auch keine motorisierten Fahrzeuge gab.

Nachdem meine Lust auf Stadt sowieso nicht so groß war, beschloss ich mit meinem Zelt zwei Tage auf den Campingplatz auf Rottnest Island zu ziehen. Das war eine gute Entscheidung, da die Insel nach 4 Uhr Nachmittags noch mal schöner wurde, da die ganzen Tagestouristen, von denen es Tausende pro tag gab, mit der letzten Fähre um 4:30 Uhr die Insel verlassen mussten. Außerdem wurde die Quokkas erst ab Einbruch der Dämmerung so richtig aktiv. Meine Tage dort verbrachte ich mit Schwimmen und Spazieren und nach zwei Nächten fuhr ich etwas besser gelaunt wieder ans Festland.

Meinen letzten Halbtag in Perth verbrachte ich im Museum von Westaustralien, wo ich dann doch gerne noch ein bisschen mehr als zwei Stunden gehabt hätte. Dieses sehr schöne Museum erinnerte mich vom Stil sehr a das Te Papa Museum in Wellington un behandelte alles mögliche vom Urknall über die Natur, die Ureinwohner und deren Geschichte bis hin zu den europäischen Einwanderern. Der Fokus lag auf Westaustralien und so konnte ich dort noch einmal die vorhergegangenen zwei Wochen revue passieren lassen, da ich Einblicke in lauter Orte bekam, durch die ich davor mit dem Camper durchgefahren war.

Am Dienstag Mittag stieg ich dann in mein Flugzeug nach Singapur, sah aus dem Fenster noch einmal Rottnest Island und so endete meine Zeit in Down Under. Der Flughafen in Singapur ist schon ein toller Flughafen, aber ich muss auch ehrlich sagen, es ist nur ein Flughafen. Aber es gab einen Schmetterlingsgarten und ein Pool, also er ist schon cool. Von dort aus Flog ich nach München, wobei ich davon die meiste Zeit schlafend verbrachte und dann war es nur noch ein kurzer Weg nach Wien.

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