An alle die jemals versucht haben mir Herr der Ringe schmackhaft zu machen und kläglich gescheitert sind: Ihr hattet recht, ich gebe mich geschlagen, es ist schon sehr cool.
Wie es zu diesem plötzlichen Sinneswandel kam? Das Ganze begann wohl schon auf meinem Northland-Roadtrip, als meine Mitreisenden beschlossen, wir könnten doch, ganz passend zu unserer Umgebung, Herr der Ringe schauen. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht super begeistert von der Idee, aber aus Mangel an Alternativen war ich auch nicht super dagegen. Außerdem gibt es wohl keinen besseren Ort als Mittelerde, um Herr der Ringe doch noch einmal eine Chance zu geben. Nachdem ich bis dahin nie wirklich über den ersten Film hinaus gekommen war, diesen dafür schon mehrmals halb und zumindest einmal als in extended Cut in voller Länge gesehen hatte, begannen wir einfach gleich mit dem zweiten Film. Wer aber meinen letzten Blogeintrag gelesen hat, dem ist vielleicht aufgefallen dass unsere Tage immer recht gefüllt waren mit Aktivitäten, weshalb wir es über drei Abende hinweg nicht einmal schafften, einen Film (natürlich auch extended Cut) fertig zu schauen. Wieder angekommen in Auckland hatte ich auch, wie letztens schon kurz erwähnt, das Buch (das nichts mit dem J.R.R.Tolkiens Welt zu tun hatte) fertig gelesen, mit dem ich mir große Teile unserer langen Autofahrten vertrieben hatte und war auf der Suche nach neuem Lesestoff für meine anstehenden Busfahrten. Leider musste ich erschreckenderweise feststellen, dass unser Hostel in Auckland in den Tagen unserer Abwesenheit beschlossen hatte, es lese heutzutage sowieso niemand mehr Bücher, also wer braucht schon eine Tauschecke? – Ein Tatoostudio ist viel lukrativer. Zugegebenermaßen, vieles ist lukrativer als eine gratis Bücher-Tauschecke, aber ich finde es trotzdem frech, dass sie dem Tatoostudio weichen musste.
Jedenfalls hatte ich dadurch weniger Auswahl, aber glücklicherweise ist das LyLo groß genug, dass es mehrere Orte gibt an denen Reisende ihre gelesenen Bücher deponieren. So machte ich einen glücklichen Fund: Den Hobbit. Diesem Exemplar sah man an, dass es sich dabei um ein sehr begehrtes Werk handelte, ich musste gut aufpassen, dass mir die ersten 10 Seiten nicht irgendwo abhanden kamen. So verbrachte ich also meine Busfahrt nach Tauranga größtenteils damit, den Hobbit zu lesen. Auch hier sei einmal anzumerken, dass ich jetzt den Reiz der Bücher durchaus mehr verstehe. Außerdem hat diese letzte Woche auch zur Folge, dass sich die Herr der Ringe Bücher nicht mehr wie ein unüberwindbares Hindernis mit mehreren tausend Seiten anfühlen, was wohl auch ein Grund war, weshalb ich mich diesem Franchise bis jetzt nie hingeben wollte. Ob ich die drei Werke jetzt auch lesen werde wird sich weisen, aber wenn mir auch diese Bücher in irgendeinem Hostel unterkommen, stehen die Chancen gut.
Wenn man auf der Busfahrt durch das Land hin und wieder nicht nur in ein Buch, sondern auch aus dem Fenster schaut, kommt man sich Zeitweise sehr nach Hause versetzt vor. Manchmal wirkt es mehr wie Niederösterreich, manchmal mehr wie Südtirol und oft wie eine gute Mischung. Sehr viel grüne Hügellandschaft. Der Wald erinert auf den ersten Blick auch sehr an Zuhause, aber auf den Zweiten Blick fällt dann doch ein großer Unterschied in der Vegetation auf: Hier gibt es unglaublich viele Farne und Palmen und die Wälder sind generell dichter als Zuhause.
Tauranga selbst ist deutlich kleiner als Auckland, aber trotzdem irgendwie neuer und moderner. Die Häuser wirken alle miteinander sehr jung und luxuriös. Besonders wenn man mit dem Auto oder Bus in die direkt angrenzende Stadt Mt Manganui fährt, steht man plötzlich zwischen lauter schicken Ferienhäusern. Mt Manganui ist auch der Ort, an dem das Leben der Gegend stattfindet. Egal ob man nach Bars, Geschäften oder einem Strand sucht, in Tauranga findet man so gut wie nichts. Trotzdem wird der Ort von vielen Reisenden als längeres Zuhause gewählt, weil es in der Umgebung sehr viele Kiwifarmen gibt, auf denen man anscheinend leicht Arbeit findet. Ich verbrachte meine Zeit damit den namensgebenden Hügel/Vulkan Mt Manganui zu besteigen (was bei einer Höhe von 242 m und einem gut ausgebauten Weg keine lange Angelegenheit ist) und dann zweieinhalb Stunden neben der Bundesstraße wieder nach Hause zu spazieren, weil sich die Busstationen doch etwas zu gut vor mir versteckten.
Zu viel Zeit musste ich aber nicht in Tauranga selbst verbringen, denn bald schon lernte ich ein kleines Grüppchen mit Auto kennen. So kam ich zu einem Besuch des Hot Water Beaches. Ein äußerst merkwürdiges Fleckchen Erde (oder Sand). Gegen ein paar Dollar konnten wir uns am Strand eine Schaufel ausborgen und uns zu all den anderen Leuten gesellen, die sich dort an einer ganz bestimmten Stelle schon eine Grube gegraben hatten. Angekündigt wurde uns, man könne sich dort seinen eigenen Whirlpool graben. Ganz so luxuriös war es dann doch nicht, aber witzig war es schon. Sehr viele Menschen hatten sich nebeneinander kleine Löcher gegraben die etwa knöcheltief mit Wasser gefüllt waren. Auf Grund von vulkanischer Aktivität wurde der Sand und dadurch auch das Wasser unterirdisch gewärmt und bald hatte man eine Lacke die fast schon zu warm war. Dazu kann doch das Problem dass natürlich nicht nur das Wasser gewärmt wurde, sondern auch jede Körperstelle die Kontakt mir dem heilen Sand hatte. Kurz gesagt, konnte man nicht lange in dem Whirlpool sitzen, ohne sich den Hintern zu grillen. Eine sehr witzige Erfahrung war es trotzdem.
Nachdem ich Tauranga nicht viel abgewinnen konnte, trat ich schon bald die Weiterreise an, auf nach Rotorua. Ursprünglich war mein Plan, dort nicht allzu lange zu bleiben und bald weiter nach Taupo und Mt Tongariro zu fahren. Aus meinen ursprünglichen zwei Nächten wurden dann aber doch fünf und so bin ich immer noch in Rotorua. Es gibt hier doch mehr zu tun als ich ursprünglich dachte. Außerdem traf ich hier zwei meiner Northland-Roadtrip Kollegen wieder, was nochmal zu mehr Möglichkeiten führte, weil “ein Auto mieten” plötzliche wieder eine Option war. Zu Rotorua gibt es noch eine wichtige Sache zu sagen, damit man sich meine Erfahrung richtig ollfaktorisch vorstellen kann. Auch hier gibt es viel vulkanische Aktivität, was nicht nur zu vielen Naturschauspielen in der Gegend führt sondern auch dazu, dass einem in der gesamten Stadt immer wieder schwallartig ein starker Geruch nach faulen Eiern in die Nase fährt.
Meine ersten zwei Tage waren sehr verregnet, was dazu führte, das ich dem Polynesian Spa des Ortes einen besuch abstattete. Dort konnte man in Wasser zwischen 38 und 41 Grad baden und das war wohl eine der Aktivitäten, die besonders bei Regenwetter zu empfehlen sind, denn ansonsten hält man es in dem Wasser nicht allzu lange aus.
Nachdem es zum Glück irgendwann vorbei war mit Regen, konnte ich wieder weiter Natur besichtigen. Wieder Bäume, aber diesmal keine Kauri-Fichten, sondern Riesige Redwoods (Sequoia sempervirens). Nachdem diese Baumart eingeschleppt und eigentlich hauptsächlich in Kalifornien heimisch ist erspare ich mir hier große Ausflüge in die Botanik. Direkt neben Rotorua wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein großer Redwood Wald gepflanzt. Daher sind die Bäume noch nicht so groß wie manche Exemplare die man in deren natürlichen Habitat bestaunen kann, aber große Bäume sind es trotzdem.
Fährt man mit dem (Miet)auto eine halbe Stunde aus der Stadt hinaus kann man noch viel mehr Naturphänomene bestaunen. Im Waimangu Volcanic Valley gibt es kleine Gaisere und heiße Quellen zu sehen und ein einzigartiges Ökosystem. Am selben Tag waren wir auch in Wai-O-Tapu, wo es noch stärker danach aussieht als wäre man nicht mehr auf dieser Welt. Dort findet man Höhlen mit blubbernden, heißen Gatsch-Lacken und kleine Seen, die Erdöl enthalten. Außerdem das sogenannte Champagne Pool, das mit 75 °C und einem Durchmesser von 65 Metern die größte heiße Quelle Neuseelands ist. Das überschüssige Wasser von dort fließt durch einen Kanal in ein weiteres Becken, das dann nur noch 14 °C hat, aber durch die ganzen gesammelten Mineralien grell gelb erscheint und nur mehr einen pH Wert von 2 hat. All das wurde natürlich begleitet von sehr interessanten Gerüchen und der Frage, ob es wohl super gesund und heilend ist, diese Dämpfe einzuatmen, oder eher das Gegenteil.
Meine verregneten Stunden im Hostel verbrachte ich damit, weiter den Hobbit zu lesen und Stück für Stück auch die Herr der Ringe Filme weiterzuschauen. Immer mit dem Hintergedanken, dass Hobbiton nicht weit von Rotorua entfernt ist. Seit meiner Ankunft im Land stand ein Besuch dort auf meiner Bucket Liste. Das Filmset liegt aber leider irgendwo im Nirgendwo, weshalb ein Besuch ohne eigenes Fahrzeug nur schwer und auch nur als Teil einer Gruppenreise aus ein paar wenigen Städten machbar ist. Da diese Gruppenreisen jedoch den sowieso schon saftigen Eintrittspreis noch einmal in die Höhe treiben, war es mein Ziel, irgendwie anders dort hin zu kommen. Zudem musste man einen gewünschten Zeit Slot meist schon eine Woche im Voraus buchen, immerhin war ich nicht die Einzige, die sich gerne das Filmset anschauen wollte. Rotorua war die letzte Stadt auf meinem Weg in den Süden, aus der ein Besuch noch gut möglich war aber nachdem ich nicht ewig dort bleiben wollte und es gegen Mitte der Woche immer noch nicht danach aussah, als würde sich eine Möglichkeit ergeben nach Hobbiton zu kommen, hatte ich meinen Besuch schon, ein bisschen frustriert, auf einen deutlich späteren Zeitpunkt meiner Reise vertagt gehabt. Mit dieser Lösung war ich nicht sehr glücklich, da ich gerade richtig in der Materie war und ich zudem nicht sicher sagen konnte, ob ich auf meiner Reise nochmal so weit in den Norden der Nordinsel zurückfahren würde. Umso erfreuter war ich, als ich am Samstag Abend mit meinen zwei Northland Kollegen zufällig über einen freien Zeit Slot für Montag Nachmittag stolperte.
Hobbiton war gestern und eine sehr guten Entscheidung. Das Wetter war herrlich und die geführt Tour, die man buchen musste um das Set besichtigen zu können super nett. Obwohl Täglich etwa 2500 Leute dort zu Besuch sind, fühlt man sich auf Grund der guten Organisation, nicht wie ein Schaf inmitten seiner Herde, das da schnell, schnell durchgetrieben wird. Eine geführte Tour hatte auch den Vorteil, dass wir auf unserem Weg durch das Hobbiton-Gelände einige Geschichten und Anekdoten aus dem Dreharbeiten der Filme erzählt bekamen. Da lernte ich auch, dass das Set ursprünglich für die Herr der Ringe Trilogie auf- und nachher gänzlich wieder abgebaut wurde. Erst als viele Touristen den Drehort besichtigen wollten und die Dreharbeiten für den Hobbit anstanden, beschloss man, das Ganze diesmal langlebiger und nicht nur aus Styropor zu bauen und seither wird es für Besucher erhalten. Die meisten Hobbit Bauten sind natürlich nur eine Tür und gehen nicht nach innen, aber zwei Löcher haben sie für Besucher gegraben und eingerichtet. Das ganze Areal ist mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet und die eineinhalb Stunden lange Tour endet mit einem Getränk im Green Dragon Inn. Auch für nicht Hobbit/Herr der Ring Fans ist es eine super schöne Erfahrung, wobei es inzwischen fragwürdig ist, ob man mich noch dieser Kategorie Mensch zuordnen kann.
Hobbiton war definitiv eines der Highlights meiner Reise bis jetzt. Aber auch Rotorua an sich hat mir sehr gut gefallen. Heute lasse ich aber auch das hinter mir und setze meine Reise in den Süden fort. Auf gehts, in die Berge!










































So schöne Fotos 😍
Danke ☺️