Begleite mich auf meiner Reise ans andere Ende der Welt
Richtung Norden
Richtung Norden

Richtung Norden

On the road, so sind wir verbleiben. Inzwischen bin ich wieder in Auckland gelandet. Irgendwie lande ich bisher nach jedem Abschnitt meiner Reise wieder hier. Das könnte auch daran liegen dass man an Auckland eigentlich nicht vorbeikommt, wenn man Richtung Süden reist und in gewisser Weise ist das LyLo Hostel in Auckland schon eine nette, vertraute Basis, um neue Dinge anzufangen. Jedenfalls werden meine Zwischenstopps hier aber trotzdem immer kürzer. Diesmal ist es nur eine Nacht, dann geht es Richtung Süden. Außerdem regnet es schon den ganzen Tag, da bietet es sich an, die Erlebnisse der letzten Tage einmal festzuhalten.

Einen Roadtrip mit Menschen zu machen, die man nicht einmal eine Woche lange kennt, mag mutig erscheinen. Aber wenn man Menschen findet, bei denen man das Gefühl hat, es kann funktionieren fühlt es sich garnicht mehr so mutig an. Wie letztes Mal schon kurz angeschnitten bestand unsere Partie aus vier Leuten, einem Schotten (der eigentlich Rumäne ist, aber schon so lange in Schottland lebt, dass man ihm Rumänien definitiv nicht mehr anhört), einer Französin, einem Deutschen und mir. Am Mittwoch haben wir ein Auto gemietet um damit Northland zu bereisen. Northland, das eigentlich viel zu groß ist um es in vier Tagen abzuklappern aber wir haben unser bestes getan, alle Wünsche zu befriedigen. 

Los ging es, nachdem wir unser Fahrzeug abgeholt hatten und mit dem Koffer Tetris fertig waren, Richtung Westen zu Piha Beach. Das Wetter war schlechter als beim letzten Mal, aber der Sand war noch genau so schwarz und überraschenderweise deutlich heißer. So heiß, dass wir den Weg vom Meer zum Auto laufen mussten und es sich trotzdem angefühlt hat, als hätten wir uns arg die Fußsohlen verbrannt. Zum Glück sind meine Füße resistenter als ich dachte. Um hier aber auch etwas Wissen zu vermitteln, möchte ich einen kleinen Fun Fact einschieben. Der Sand an den Stränden der Westküste Neuseelands ist schwarz (oder zumindest dunkelgrau) und magnetisch. Ich habe es leider nicht selber ausprobieren können, aber mir wurde erzählt dass sich lustige Formationen aus Sand bilden, wenn man einen Magneten hineinhält.

Jedenfalls haben wir, auf der Suche nach etwas zu Essen unseren Weg fortgeführt und sind zum nächsten Strand gefahren Te Henga oder Bethells Beach. Dort gab es ein kleines Café und laut Internet einen Steinbogen zu sehen, den wir natürlich suchen gingen. Ohne Erfolg. Wobei ohne Erfolg Ansichtssache ist, denn eigentlich fanden wir etwas viel besseres. Einen kleines Tunnelsystem am Nordende des Strandes, das man immer nur dann erkunden konnte, ohne nass zu werden, wenn gerade keine zu große Welle kam.

Der nächste Tag begann mit viel Autofahrt und zu vielen Plänen. Nach zwei Stunden hatten wir endlich das Kauri Museum erreicht. Auch hier wieder ein kleiner lehrreicher Ausflug in die Eigenheiten des Landes. Kauri (auch Kauri-Fichten genannt) sind Bäume die zur Gruppe der Araukariengewächse gehören, welche auf der Nordhalbkugel nicht vorkommen, aber in die selbe Gattung fallen, wie unsere Fichten. Sie sind Neuseelands größte Baumart, werden 30-50 Meter hoch und erreichen Durchmesser von bis zu 4 Meter. Früher gab es sie überall und die Māori nutzten sie weil man daraus super Waka (Kanus) bauen konnte. Aber dann kamen natürlich die Europäer und holzten zu viel davon ab und jetzt stehen sie unter Naturschutz. Die übliche Geschichte eben. Außerdem hat die Globalisierung noch ein Problem für den Kauri mitgebracht. Im ganzen Land breitet sich eine Krankheit aus, das Kauri dieback disease – wie man dem Namen entnehmen kann, tötet es Kauri. Aus diesem Grund gibt es in ganz Neuseeland vor jedem Wald oder Wanderweg eine Schuhputz-Station an der man gebeten wird, seine Schuhe zu bürsten und zu desinfizieren, da die Hauptverbreiter des Kauri dieback disease natürlich auch wir Menschen sind. Wer auch sonst.

Jedenfalls führte uns unsere Route am Donnerstag direkt durch den größten Kauri Urwald Neuseelands, weshalb wir uns zuerst einmal das Kauri Museum anschauten um uns ein bisschen zu bilden. Danach ging es weiter mit der Intention, im Waipoua Forrest (dem besagten Kauri Wald) eine kleine Wanderung zu unternehmen und uns den Tāne Mahuta anzuschauen, den größten noch lebenden Kauri Baum. Leider mussten wir feststellen, dass der Wanderweg zum Tāne Mahuta Öffnungszeiten hat und wie so ziemlich alle Attraktionen hier um 16 Uhr schließt und alle anderen Wanderwege aktuell wegen Wartungsarbeiten geschlossen sind. Ein bisschen enttäuschend, aber da kann man halt nix machen. Also ging es weiter zu unserem nächsten Quartier in Ōmāpere, einem wunderschönen Küstenörtchen. Unser Motel lag direkt am Meer und war deine deutliche Verbesserung im Vergleich zu dem etwas rustikalen Airbnb der Nacht davor. 

Unser Ziel a Tag drei unseres Roadtrips war Cape Reinga, der (fast) nördlichste Punkt Neuseelands und der Beginn des 3000km langen Wanderweges der sich einmal von Norden nach Süden durchs Land zieht. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kurzen Zwischenstopp bei den Koutu Boulders. Danach konnte ich endlich auch einmal ein bisschen Linksverkehr-Erfahrung sammeln. Nachdem es sich bei unserem Auto um einen modernen Mitsubishi mit Automatikgetriebe handelte wurde ich nicht ganz ins kalte Wasser geworfen. Immerhin wird mir bei dem Gedanken, an ein Schaltauto jedes mal wieder bewusst, dass mein letztes Mal am Steuer eines solchen Autos am Tag meiner Fahrprüfung war und das ist inzwischen auch schon wieder drei Jahre her. An den Linksverkehr gewöhnt man sich aber jedenfalls recht schnell.

Angekommen bei Cape Reinga findet man einen Leuchtturm und sehr viel pazifischen Ozean. Nach einem kurzen Spaziergang zum Leuchtturm und wieder zum Auto stoppten wir auf unserem Weg nach Süden noch kurz bei den Te Paki Sanddünen. Das war definitiv mein Highlight des Tages. Mitten in der grünen Hügellandschaft des nördlichen Neuseelands finden sich riesige Sanddünen. Ich wurde davon sehr an meine Reise nach Dubai zu beginn des Jahres erinnert und an den Besuch der Wüste dort. Dubais Wüste mag größer sein als die Sanddünen Neuseelands, kann aber trotzdem definitiv nicht mithalten. Auch hier hätte man sich (wäre man vor 16 Uhr dort gewesen) Surfbretter ausborgen können, um damit die Dünen hinunterzurutschen. Anders als in Dubai gab es dort tatsächlich steile Sanddünen, die man hinunterrutschen konnte, nicht nur Hügel. Außerdem war von Touristen Gruppen und Lichtverschmutzung einer Großstadt keine Spur, was die Dünen sicher auch in der Nacht sehr interessant gemacht hätte. 

Wir mussten aber bald weiterfahren, da wir noch 1,5h Autofahrt nach Ahipara vor uns hatten. Vor unserer Abfahrt hatte ich in einer Konversation einmal fallen gelassen, dass ich sehr dafür bin, so viele unterschiedliche Seafood-Kreationen, wie möglich zu kosten in meiner Zeit hier und dass ich noch nie Austern gegessen hatte. Darauf wurde “Austern kosten” zu einem fixen Punkt auf der Bucketliste des Northland Roadtrips. In dem von uns auserwählten Restaurant gab es leider keine Austern aber New Zealand Green Lipped Mussels. Sehr gut, kann man nur empfehlen 😉 Ich sehe mich ja eigentlich eher als Berg- und nicht als Meer-Mensch, aber wenn es ums Essen geht bin ich sehr glücklich neben dem Ozean. 

Nach Cape Reinga hatten wir alle must-do Stops unserer Reise abgehakt, also waren wir offen für Inspiration, was unser Programm für den letzten Tag anging. Auf Empfehlung hin fuhren wir nach Paihia und Waitangi in der Bay of Islands. Dort hätte man locker ein paar Tage verbringen können. Denn nicht nur kann man dort angeblich sehr schöne Bootsfahrten zu kleinen Inselchen unternehmen und dabei vielleicht auch Wale, Orcas und Delfine sehen, auch geschichtlich hat die Gegend viel zu bieten. Immerhin ist das der Ort, an dem die ersten britischen Seefahrer Neuseeland erreichten und wo auch der Triti Waitangi verfasst wurde, quasi ein Vertrag zwischen Briten und Māori und ein sehr essenzieller Teil neuseeländischer Geschichte. Wir verbrachten unseren Nachmittag mit einem Besuch im Triti Museum und den Triti Grounds. Dort konnten wir auch eine Vorführung besuchen, in der kulturelle Tänze und Kämpfe der Māori zur Schau gestellt wurden. Fotos und Videos machen war allerdings strengstens verboten. In Paihia konnten wir (also im Endeffekt nur ich) dann auch endlich Austern kosten. Eigentlich wollte mein schottischer Mitreisender auch welche essen, aber nachdem ihm schon vor den gekochten Muscheln des Vortages leicht gegraust hatte, hat er sich dann doch dagegen entschieden. Ich kann jetzt jedenfalls sagen: Austern, kann man machen, muss man aber nicht. Vor allem nicht für 4$ pro Stück. Da waren die Muscheln am Vortag deutlich besser und satt geworden bin ich davon auch. Trotzdem war es die Erfahrung durchaus wert.

Der letzte Stopp unserer Reise, um etwas zu besichtigen, war in Kawakawa. Dabei ging es um eine ganz besondere öffentliche Toilette. Wie man vielleicht schon einmal gehört haben könnte, hat Freidensreich Hundertwasser einen Teil seines Lebens in Neuseeland verbracht. (Mir wurde bewusst, dass dieser Mensch vermutlich nur in Österreich Menschen etwas sagt, zumindest hatte keiner meiner drei Gefährten davor jemals etwas von ihm gehört.) Genauer gesagt lebte er seine letzen 27 Lebensjahre in dem klein Örtchen Kawakawa, weshalb die dortige öffentliche Toilette auch das wohl meistfotografierteste Klo Neuseelands ist. Natürlich habe ich auch ein Foto davon gemacht 🙂

Damit endetet unsere kurze Rundreise auch schon wieder. Unsere letze Nacht verbrachten wir in einer Unterkunft irgendwo im Nirgendwo westlich von Whangarei. Heute war nur noch Rückreise nach Auckland angesagt, nachdem das Auto schon um 13Uhr wieder in sein Zuhause zurück musste. 

Alles in allem war es ein sehr schöner Roadtrip und obwohl wir weit mehr als vier Tage gebraucht hätten, um Northland gut zu erkunden, bin ich zufrieden, dass es wieder vorbei ist. Ich habe mein Buch auf der Autofahrt kurz vor Auckland ausgelesen und ich bin jetzt sehr froh über ein paar Momente ohne ständige Gesellschaft. Man lernt auf so einer Reise sehr gut, wie kompatibel man mit den anderen ist, was gemeinsam Reisen angeht und ich habe gemerkt dass ich nicht mit allen drei meiner Gefährten länger als vier Tage unterwegs sein muss.

Abschließend für heute, möchte ich noch eine Erkenntnis teilen, die mir irgendwann in den letzten zwei Wochen gekommen ist. Diese Reise ans andere Ende der Welt hat definitiv schon meine Sicht auf die Welt in einem Punkt deutlich verändert. In meinem Gefühl ist unsere Erde jetzt deutlich kleiner als vorher. Nichts fühlt sich mehr unerreichbar fern an, wenn zuhause der Ort auf der Welt ist, der am weitesten von einem entfernt ist. Damit habe ich alles gesagt, was mir gerade einfällt und ich freue mich aufs nächste mal. Tschüssi!

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