Begleite mich auf meiner Reise ans andere Ende der Welt
Hohe Vulkane und viel gutes Essen
Hohe Vulkane und viel gutes Essen

Hohe Vulkane und viel gutes Essen

Hier bin ich wieder, frisch und munter melde ich mich diesmal deutlich weiter aus dem Süden. Inzwischen hat mich meine Reise bis ans südlicheste Ende der Nordinsel gebracht, in die Hauptstadt Wellington. Eine sehr schöne Stadt muss ich schon sagen, aber ich fange dort an, wo ich aufgehört habe.

Nach Rotorua ging es für mich mit Intercity Bus nach Taupo, an den größten Süßwassersee der südlichen Hemisphäre. Ich trat meine Reise wieder einmal ganz alleine an, aber auch diesmal dauerte es nicht lange, bis ich Anschluss fand. Auf einer kurzen Segeltour, hinaus auf den See, die eigentlich dem Ziel galt, Felszeichnungen der Maori zu besichtigen, welche man nur vom Wasser aus sehen konnte, lernte ich ein britisches Pensionisten-Ehepaar kennen. Mit den beiden verbrachte ich den restlichen Tag. Auf der Tour wurde ich aber auch ein bisschen schlauer, was den See anging. So kann ich dir jetzt berichten, dass es sich dabei um den Krater eines der fünf Supervulkane handelt, die es auf unserer Erde gibt. Bei seinem letzten Ausbruch, lange vor der Ankunft der Maori, aber nicht vor Beginn der Menschheit, wurde der Himmel so stark verdunkelt, dass sogar die Menschen im alten Rom eine Veränderung feststellten. Der See liegt jetzt im Krater dieses Vulkans und hat in etwa die Größe von Singapur.

Nach meiner Bootstour lud mich das britische Ehepaar ein, mit ihnen die Huka Falls zu besichtigen. Die Idee war, ein Uber zu rufen, was mich zuerst sehr an mein Uber Abenteuer in Piha Beach erinnerte. Nachdem wir aber beschlossen, von dort aus zurückzuwandern, liefen wir diesmal wenigstens nicht Gefahr, ausgesetzt zu werden. Dieses Uber zu rufen war aber insofern auch eine besondere Aktion, als das britische Pärchen erst an jenem Tag in der Früh gelernt hatte, wie man Uber verwendet. Dementsprechend stolz waren sie, als es tatsächlich funktionierte – schon sehr herzig.

Wir fuhren mit dem Uber bis zum Aratiati Staudamm und sahen uns an, wie die Schläusen des Kraftwerkes geöfnet wurden und sich das Flüsschen im fast leeren Tal innerhalb von 15 Minuten in einen reißenden Strom verwandelte. Das anzusehen war schon sehr beeindruckend. Nach dem Spektakel wanderten wir an den Huka Falls vorbei zurück in die Stadt, wo ich mich von meinen neuen Bekanntschaften auch schon wieder verabschieden musste.

Den nächsten Tag verbrachte ich damit Taupo zu erkunden und mich seelisch auf einen frühen Start am nächsten Morgen einzustellen. Die Stadt selbst ist nicht sonderlich groß, so ist man mit Sightseeing relativ schnell durch. Eine der größten Attraktionen ist eine McDonalds Filiale mit einem alten Flugzeug, in dem man nun seinen Burger essen kann (ich denke das sagt genug darüber, wie spektakulär die Stadt ist). Am nächsten Tag ging es für uns (ich hatte zum Glück wieder eine Mitfahrgelegenheit) um 5:30 los um das Tongariro crossing zu bewältigen. So wie ganz, ganz viele andere Leute auch. Man würde denken, dass die Idee einer 6-8h langen Wanderung viele Leute abschrecken würde, aber anscheinend blieben dennoch genug unerschrockene Touristen über, so dass der Wanderweg aus der Luft wohl einer Ameisenstraße ähnelte. Vorbei an Vulkanen und einem Kratersee ging es 21km und 740hm durch eine Landschaft, die so karg war, dass sie als Drehort für Mordor herhalten musste – wohl auch ein Grund dafür, dass wir nicht gerade alleine waren auf dieser Wanderung. Am Weg nach oben mussten wir auch das ein oder andere Schneefleckchen durchqueren, das hat mich sehr gefreut, immerhin hatte ich nicht gedacht, vor Ende 2025 noch einmal Schnee zu Gesicht zu bekommen. Hin und wieder hörte man auch ein tiefes Grollen, was für uns die Fragen aufwarf, wer wohl als erstes mitbekommen würde, wenn wir durch einen Vulkanausbruch enden würden. Zum Glück mussten wir unsere Theorien nicht testen. An sich war es eine wunderschöne Wanderung. Zwar lang, aber nicht super schwierig und leider sehr überlaufen.

Aus Taupo wollte ich ursprünglich nach New Plymouth weiterreisen. Das war der Plan bevor ich feststellte, dass es keine guten öffentlichen Verbindungen zwischen den beiden Zielen gab. Da einer meiner Wanderkollegen jedoch mit dem Auto Richtung Süden unterwegs war, schloss ich mich ihm kurzerhand an und kam so dazu Wanganui zu besuchen. Dadurch, dass wir nicht an einen Bus gebunden waren, konnten wir einen Stop am See einlegen um einmal kurz hineinzuspringen. Fazit: sehr kalt. (Angeblich knappe 14 °C, aber sehr schön) Irgendwann war es dann Zeit für einen Mittagessen-Stopp und da kam uns der Carrot Adventure Park sehr gelegen. 

Meinen zweitägigen Aufenthalt in Wanganui verbrachte ich größtenteils damit, Wäsche zu waschen und im Garten meines Hostels zu lesen, da die Stadt an sich nicht viel zu bieten hatte. Die größte Attraktion, einer der zwei einzigen public transport elevator der Welt, war wegen Wartungsarbeiten geschlossen und sonst gab es außer einem war memorial (das man hier wirklich in jeder Stadt findet) und einer großen Gummiente im Fluss nicht viel zu sehen.

Nachdem ich meine Mitfahrgelegenheit davon überzeugt hatte, dass eine Fahrt nach New Plymouth doch eine gute Idee wäre, fuhr ich auch dorthin noch mit dem Auto. Nach einem kurzen Stopp an einem der schönsten Strände, die ich bisher in Neuseeland gesehen habe, kamen wir in New Plymouth an. In einem Hostel, das zum ersten Mal seit meiner Ankunft nicht nur mit vielen, sondern mit ausschließlich deutschsprachigen Gästen (außer mir und der einen Schweizerin nur Leute aus Deutschland) gefüllt war. Sogar das Personal war großteils deutsch. So kam es, dass das Grüppchen, das nicht nur deutsch war sonder nur aus Work and Travel Leuten in meinem Alter bestand, beschloss: „wir müssten uns in Weihnachtsstimmung versetzen und Kekse backen“. Zu dem Zeitpunkt war es noch nicht einmal Dezember aber Kekse gehen eigentlich immer. 

New Plymouth stand besonders wegen des Mt Taranaki auf meiner Bucket Liste und auch hier durfte eine Wanderung nicht fehlen. An einem schönen, sonnigen Tag machten ich und meine Mitfahrgelegenheit uns an den Aufstieg. Zweieinhalb Stunden ging es auf einem wunderschön präparierten Weg unzählige Stiegen nach oben. Immer durch den Urwald im Egmont National Park. Dieser Nationalpark schaut übrigens besonders auf einem Satellitenbild sehr lustig aus, da er einen perfekten Kreis mit etwa sechs Kilometer Radius um den Vulkan bildet, um den herum der gesamte Wald abgeholzt ist. Auf unserem Weg durch den Wald konnten wir immer wieder die Sonne und den blauen Himmel durch die Baumkronen durchleuchten sehen. Endlich über der Baumgrenze war die Sicht plötzlich gar nicht mehr so großartig, denn wir hatten den Wald gegen Wolken und Wind eingetauscht. So war die erhoffte Spiegelung des Berges in den Pukaki Tarns nur zu erahnen und auch nur dann, wenn der Berg für kurze Zeit hinter den Wolken hervorkam. Auch unser anschließender Abstecher auf einen kleinen Gipfel war komplett in Nebel gehüllt, was dazu führte, dass wir uns bei jeder Kuppe dachten: „Das ist jetzt aber der Gipfel“, aber kaum waren wir oben angekommen, sahen wir die nächste Kuppe im Nebel auftauchen. 

Nach New Plymouth war meine nächste Station schon Wellington, wo ich nach ein bisschen über einer Woche immer noch bin. Wellington, die Hauptstadt Neuseelands, ist eine jener wenigen Städte, über die ich bis vor meiner Ankunft nur Positives gehört hatte und auch jetzt kann ich keine groß negativen Punkte hinzufügen. Schon direkt nach meiner Ankunft, auf dem Weg von der Busstation zum Hostel, wurde mir klar, dass Wellington deutlich schöner ist als Auckland – wobei das zugegebenermaßen nicht sonderlich schwer ist. Die Stimmung war allgemein viel freundlicher und offener als in Auckland, was vielleicht auch daher kam, dass es tatsächlich schöne, ansprechende Häuser gab. Außerdem freute ich mich auch einfach wieder, in einer Großstadt angekommen zu sein, wo es mehr gibt als ein Kriegerdenkmal, eine mehr oder weniger kleine und eher heruntergekommene Einkaufsstraße und das ein oder andere Cafe gab. Zudem hatte ich gehört, in Wellington könne man sehr gut essen gehen, was sich in den letzten Tagen durchaus als richtig herausstellte – sehr zum Leidwesen meines Bankkontos.  Auf meinem ersten Erkundugstrip stolperte ich zufällig über die Extravaganza Faire. Ich kaufte mir aber nur eine Portion mini Doughnuts, es war mir dann doch keine 60 Dollar wert, mir meine Zukunft voraussagen zu lassen.

Ein Highlight der Stadt war definitiv das Nationalmuseum „Te Papa“. Auf drei Etagen gab es dort Ausstellungen zu Mensch und Natur. Besonders die Natur-Ausstellung fand ich sehr interessant, da sie einen sehr gut verständlichen und sehr informativen Einblick in die Entstehung von Vulkanen, Erdbeben und Tsunamis sowie die in die Entstehung und Plattentektonik Neuseelands gab. Immerhin liegt Neuseeland, genau wie Island, auf einer tektonischen Grenze, was dazu führt dass die Nordinsel fast gänzlich auf der Australischen Platte und die Südinsel zu einem Großteil auf der pazifischen Platte liegt. General konnte man in der Ausstellung überall etwas ausprobieren, mitmachen oder angreifen und es gab sogar einen Erdbebensimulator. In anderen Stockwerken behandelten Ausstellungen dann die Frage wie Menschen, zuerst Maori und dann Europäer die Natur Neuseelands beeinflusst und veränderten, bis hin zu der Frage wer diese Menschen eigentlich waren. Ganz unabhängig davon, gab es auch eine temporäre Sonderausstellung zu Gallipoli, einer für Neuseeland bedeutenden Schlacht im ersten Weltkrieg an der Griechisch-Türkischen Grenze, da dort sehr viele neuseeländische Soldaten im Kampf gegen die Türken starben. Nicht nur war es sehr interessant, mehr über Neuseelands Rolle in den Weltkriegen mitzubekommen, auch war die Ausstellung unglaublich gut gemacht. Alles war so anschaulich und nahbar wiedergegeben und erzählt, dass mir diese Ausstellung sicher lange als die beste und berührendste Kriegsausstellung im Gedächtnis bleiben wird. 

Konzeptioniert und Umgesetzt wurde die Ausstellung von den Wētā Workshops. Die Kreativwerkstätten kann man auch im Zuge einer Führung besuchen. Bekannt sind sie besonders dadurch geworden, dass sie die Requisiten und das Make Up der Herr der Ringe Filme gemacht haben. Seither haben sie in ganz vielen großen Produktionen mitgewirkt, wie beispielsweise bei Avatar oder Mulan. Neben der Arbeit für Filme sind aber eben auch Museumsausstellungen ein bedeutender Teil ihrer Arbeit und theoretisch könnte man auch als Privatkunde mit einem Anliegen dorthin kommen. Die Führung an sich war etwas enttäuschend, da der meiste Einblick nur in Form von Filmchen gewährt wurde, aber es war trotzdem sehr interessant.

Zwei andere must-dos in Wellington waren natürlich die Fahrt mit dem Cable Car hinauf in den botanischen Garten und ein Spaziergang auf den Mt Victoria. Von beiden Orten hat man einen wunderschönen Ausblick über die Stadt. 

Irgendwann traf ich auch einen meiner Roadtrip Kollegen vom Anfang meiner Reise wieder. Gemeinsam erkundeten wir die Cafe- und Restaurantszene Wellingtons und nachdem ich in ihm einen Bubble-Tea-Verbündeten gefunden hatte, wurden auch diverse Bubble Tea Geschäfte der Stadt einmal ausprobiert. Wenn man so durch die Stadt geht, auf der Suche nach Cafés, Aktivitäten und sonstigen Dingen, kommt man nicht darum herum mitzubekommen, dass es bald Weihnachten wird. Obwohl es immer heißer wird, versetzen sich schön langsam alle in Weihnachtsstimmung. An jeder Ecke, in jeden Geschäft, auf jeden öffentlichen Platz und auch sonst überall findet man einen Christbaum und sogar die Natur schließt sich dem an. An den Straßenrändern sind ganz viele Pōhutukawa Trees gepflanzt, die auf englisch auch New Zealand Christmas Trees genannt werden, weil sie um die Weihnachtszeit ganz viele rote, kugelige Blüten machen. In jedem Geschäft spielt es schon seit Mitte November Weihnachtslieder und es scheint sie alle nicht zu stören, dass die Hälfte dieser Lieder von Schnee und Kälte handelt.

Eine andere Sache, die ich schon vor meiner Abreise zuhause auf meine To-Do-Liste gesetzt hatte, war ins Kino gehen. Ende November kam nämlich Moana 2 in die Kinos und es gibt, meiner Ansicht nach, fast keinen besseren und passenderen Ort als Neuseeland, um sich diesen Film anzuschauen. Auch mit der Auswahl des Kinos war ich sehr zufrieden, angesichts der kuscheligen Kinosessel und angenehmen Atmosphäre. Das Lighthouse Cuba Cinema ist sehr zu empfehlen. 

An meinem letzten Tag machten wir gemeinsam einen Ausflug zu den Red Rocks. Sie sind genau das, was der Name vermuten lässt, einfach nur rote Steine and der Küste. Der Weg dorthin war einer der windigsten Spaziergänge die ich je gemacht hatte. Am Visitor Center am Anfang des Weges wurden wir außerdem zuerst darüber informiert, dass wir an den richtigen Ort gekommen waren, um Seelöwen und Seebären zu beobachten. Eine Tafel weiter wurde die Freude wieder zerstört, da darauf zu lesen war, dass diese Tiere nur im Winter (also zwischen Mai und August) nach Neuseeland kommen um den eisigen Wintern der Antarktis zu entfliehen. Ganz entgegen unserer Erwartungen hatten wir dann aber doch Glück, denn offenbar hatte es einem Exemplar zu gut gefallen, um wieder in den Süden zurück zu schwimmen.

Wie gesagt, Wellington war bisher eines meiner Highlights – immerhin konnte ich sogar einmal einen Abend lang West Coast Swing tanzen gehen. Nach einer Woche sind mir dann aber doch irgendwann die Ideen ausgegangen, was ich tun könnte und umso mehr freue ich mich jetzt, dass meine Reise weitergeht. Als nächstes geht es für mich mit der Fähre auf die Südinsel zu meiner ersten Wwoofing Stelle. Von der Nordinsel verabschiede ich mich vorerst einmal, wann und ob ich zurück komme, wird sich weisen.

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