Begleite mich auf meiner Reise ans andere Ende der Welt
Goodbye Quackie Chan
Goodbye Quackie Chan

Goodbye Quackie Chan

Wieder zurück in Tākaka, wieder zurück im Regen. Hier scheint sich nicht viel getan zu haben, in meiner Abwesenhei. Nicht weit weg von dem Café, in dem ich jetzt sitze um diese Zeit revue passieren zu lassen, genauer gesagt in der Pizzeria nebenan, holten mich Sea und Karl vor genau zehn Tagen für mein nächstes Woofing ab. Viel wusste ich nicht über die beiden, nur dass einer der beiden Österreicher ist und dass sie mit einem Hund kommen würden. Auf Grund des letzten Hinweises waren sie aber nicht schwer zu erkennen. Fenrir, der riesige weiße Schäferhund war auch schon der erste Hinweis auf eine Vorliebe zu nordischer Mythologie. Nach meiner Ankunft in Malstrøm Manor lernte ich auch die Katzen Loki und Hexe kennen, genau so wie die zwei Ziegen Billy und Chubchub (beide nach Dämonen benannt) und die Esel Benny und Shadow (die Herkunft dieser Namen habe ich nie erläutert bekommen). Entgegen meiner Erwartungen (auf Grund des Namens) war nicht Karl der Österreicher, sondern Sea (Ursprünglich mal Sandra, aus Gratkorn bei Graz).

Von Tākaka aus fuhren wir etwa 45 Minuten die Küste entlang weiter Richtung Nordwesten bis wir in Pūponga ankamen, einem 40 Einwohner Örtchen direkt beim Cape Farewell. In der Mitte eines großen Grundstücks, auf halben Weg den Hügel hinauf, stand ein Tiny House, das ursprünglich in Christchurch gebaut wurde und dann per LKW an diesen Zipfel der Südinsel transportiert wurde. Ganz in blau gehalten und dekoriert mit allerhand Meeresbewohnern war auch die Affinität zum Meer (Sea ist ganz passen auch studierte Meeresbiologin) nich zu verkennen. Ganz oben auf dem Hügel, mit einer wunderschönen Aussicht auf den Farewell Spit, stand eine Hütte, in der Mark wohnte, ein Freund der beiden, der vor einem Jahr spontan einen Job im örtlichen Cafe angenommen hatte und jetzt semi-permanent in ihrer Hütte wohnte. Neben den drei Menschen und den bereits genannten Ziegen, Eseln, Katzen und dem Hund gab es auf dem Grund auch einen Hühner-/Entenstall in dem etwa 10 Hühner und sechs Enten lebten (alle mit klingenden Namen wie Quackie Chan, David Quackham, Quack Efron, Bilbo Quaggins, …). Der Großteil des Grundstücks war eingeteilt in kleinere Weideflächen auf denen eine Herde Kühe den Rasen davon abhielt, allen über dem Kopf zu wachsen. Der Großteil dieser Kühe gehörte jedoch nicht dem Pärchen, sondern durfte nur gegen ein bisschen Miete ihr Gras fressen. Nur drei der Kühe waren permanente Bewohner und gehörten so richtig zur Farm: Ginger, Schnitzel und Jason Moomooa. 

Meine zwei Gastgeber waren beide nur Hobby Bauern mit jeweils einem “City Job” im Homeoffice und der Vision, ihren großen Grund in Parzellen einzuteilen und eine Art Öko-Community aufzubauen mit Gemeinschaftsgarten und Gemeinschaftswald. Das ganze Projekt steckte aber noch sehr in den Kinderschuhen und so waren die beiden und ihr Freund Mark momentan die einzigen menschlichen Bewohner des Grundstücks. Der Garten hatte unter der anderweitigen Vollzeit Beschäftigung der beiden ein bisschen gelitten, weshalb ich meine Arbeitszeit bei ihnen hauptsächlich mit Gras und Unkraut ausreißen verbrachte. Zuerst im und um das Blumen-/Kräuterbeet, dann im Gemüsegarten und zum Schluss auch zwischen den Beerensträuchern. Anfangs war das sehr angenehm und meditativ, in den letzten zwei Tagen ist es dann ein bisschen langweilig geworden und mir eher auf die Nerven gegangen. Im allgemeinen musste ich aber nicht besonders viel Arbeiten, auch weil in meiner Zeit bei ihnen Weihnachten beinhaltete und so war mein Aufenthalt bei den beiden sehr angenehm. Ich genoss es sehr, meinen Tage nicht planen zu müssen und genau wie bei meinem anderen Woofing fühlte es ich ein bisschen wie ein Besuch bei Verwandten am Bauernhof an. 

Ganz anders zu meinem andern Woofing gab es bei den beiden keine “fixen Arbeitszeiten” was schon mal daraus entstand, dass sie beiden Urlaub hatten und jeden Tag bis 10 Uhr schliefen. So hatte ich die ersten paar Stunden meines Tages für mich und begann erst gegen Mittag mit der Arbeit. Das war zwar sehr nett um ab und zu nach Hause zu telefonieren, im allgemeinen stellte ich wieder mal fest, dass ich doch ein Morgenmensch bin und es eigentlich sehr angenehm finde, zu Mittag schon mit der Arbeit fertig zu sein. Besonders wenn ich von meinen Gastgebern, wie dieses Mal, ein Auto zur Verfügung gestellt bekomme, um die Gegend zu erkunden. Zu sehr viel Erkundung bin ich zwar eh nicht gekommen, aber ich habe doch die ein oder andere Ausfahrt unternommen und dabei auch festgestellt, dass ich immer noch mit einem Auto mit Gangschaltung umhegen kann. 

Die ersten paar Tage waren sehr ruhig, ich bereite das Blumen-/Kräuterbeet (und die Einfahrt drum herum) von ungewolltem Unkraut. Am Nachmittag freundete ich mich mit dem Auto an und machte einen Ausflug zum Farewell Spit und zu Wharariki Beach, dem angeblich schönsten Strand der Welt, auch bekannt durch den Windows Hintergrund der dort aufgenommen wurde. Ich muss sagen, es war schon sehr schön dort. Leider war ich bei Flut dort und hatte nicht so viel Zeit, also beschloss ich, wieder zu kommen und den Strand dann genauer zu besichtigen. Ich kam nicht wieder. Dummheit. Deshalb gibt es auch kein episches “ich habe auch ein Windows Hintergrund Foto gemacht” Foto von mir.

Schon bei der Fahrt von Tākaka nach Pūponga fragte mich Sea, ob ich gerne koche und ob ich einige österreichische Dinge kochen könnte. So entstand eine relativ lange Liste an Dingen, die wie unbedingt machen mussten. Vor Weihnachten begann ich gleich einmal mit Vanillekipferl, so kam ich dieses Jahr, unerwarteter weise, doch noch zu Weihnachtsgebäck. 

Am 23. Dezember kamen noch zwei Freunde der beiden in einem Wohnmobil vorbei, die dann in etwa eine Woche blieben. So hatte ich doch mehr Gesellschaft als ich dachte. Hier wird Weihnachten traditionell am 25. Dezember gefeiert, aber nachdem wir eine bunten Mischung aus zwei Österreicherinnen, zwei Neuseeländern, einem Australier und einem Amerikaner waren, feierten wir einfach zwei mal ein bisschen. Der 24. war größtenteils damit gefüllt, Vorbereitungen für das große Weihnachtsessen am Folgetag zu treffen. Das bedeutete vor allem, dass es einer der Enten (Quackie Chan) an den Kragen ging. Es war eine interessante Erfahrung da dabei zu sein und dann gemeinsam mit Karl eineinhalb Stunden damit zu verbringen, die Ente zu rupfen. Danach wurde alles nicht essbare der Ente andächtig beerdigt und ihr ein Baum (Pōhutukawa/ New Zealand Christmas Tree) als Andenken gepflanzt. Am Abend machten ich hausgemachte Gnocchi und dann wurde beschlossen, einen Weihnachtsfilm zu schauen. Laut meinen Gastgebern gibt es zwei Kategorien Mensch, die, die der Meinung sind Love actually ist Der Weihnachtsfilm schlechthin und jene, die das selbe über Die Hard sagen. Sea und Karl gehören anscheinend zur letzteren Kategorie. 

Auch am Weihnachtstag wurde ausgeschlafen, was praktisch war, da ich so genug Zeit hatte auch kurz telefonisch am Weihnachtsabend zuhause vorbeizuschauen. Und dann ging es vor allem darum zu kochen und gut zu essen. Zu Mittag Mohnnudeln (aus dem Kartoffelteig der Gnocchi vom Vortag) und zum Abendessen die Weihnachtsente. 

Die nächsten Tage bestanden aus gemeinsamem Gras ausreißen, jeden Tag kurz schwimmen gehen und mehr österreichischen Gerichten. Einmal Palatschinken/Fritatten in einer Entensuppe, einmal Käsknödel, einmal Kaiserschmarrn und einmal Marillenknödel. Ich hatte sehr viel Freude daran diese ganzen Dinge für unsere kleine Gesellschaft zu kochen. Für andere Leute (in einer funktionierenden Küche) zu kochen macht doch deutlich mehr Spaß als nur für sich alleine zu kochen. Besonders, wenn es noch dazu gut ankommt. Neben den ganzen österreichischen Dingen, kam ich auch in den Genuss einer sehr regionalen Spezialität. An einem der Tage gingen die beiden Freunde von Sea und Karl gemeinsam mit mir bei Ebbe Muscheln sammeln. Dabei spaziert man mit einem großen Kübel ins Watt hinaus bis man das Meer erreicht. Geleitet davon, wo viele Vögel nach Futter suchen. Dort angekommen, stellt man sich hin und twistet die Füße ein paar Zentimeter weit in den Sand, bis man auf etwas rundes stößt. Dann braucht man die Muscheln nur noch einsammeln. Innerhalb von zwanzig Minuten hatten wir Muscheln für drei Mahlzeiten gesammelt. Die gab es dann als Linguine alle Vongole mit selbst gemachter Pasta und am nächsten Tag geräuchert im echten Pizzaofen. 

Zusammenfassend ist auf jeden Fall zu sagen, ich habe sehr sehr gut gegessen in meiner Zeit bei Sea und Karl, jetzt sind meine Hosen plötzlich alle ein bisschen enger als vorher. 

Nachdem die beiden Freunde von Sea und Karl wieder weitergereist waren, hatte ich noch ein paar Tage Zeit in denen ich alleine arbeiten musste, aber am Nachmittag mehr Zeit hatte Gegend zu erkunden. So besuchte ich das lokale Mini-Museum. Dort konnte man viel darüber erfahren, dass die Gegend einmal viel stärker besiedelt war, da man hier allerhand Kohle, Gold und Marmor abbauen konnte. So finden sich in der ganzen Gegend noch Überbleibsel dieser Zeit, wie alte Piere, oder Teile von Mienen und Mienenutensilien. Auch den Salisbury falls und dem Farewell Spit stattete ich einen ausführlicheren Besuch ab. An meinem letzten Tag durfte ich dann noch das neue Familienmitglied des Hofes begrüßen, die Baby Ziege Lillith. Ein sehr zufälliger, spontaner Familienzuwachs, da sie in der Nacht vom 29. Auf den 30. Dezember von einem der Nachbarn verwahrlost gefunden wurde. Da Sea und Karl in de Nachbarschaft schon dafür bekannt waren verwaiste Ziegen aufzunehmen, kontaktierte sie der Nachbar und so kamen sie spontan zu einer dritten, etwa fünf Wochen alten, Ziege. 

Es war einen schöne Auszeit davon, jeden Tag planen zu müssen und dauernd Entscheidungen zu treffen. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich, vor allem auch in Hinblick auf Silvester, die Gesellschaft von Leuten in meinem Alter schön langsam vermisse. So habe ich mir viele Gedanken gemacht, wo ich Silvester verbringen sollte, da ich in Pūponga etwa 3h Autofahrt von der nächsten größeren Zivilisation (Nelson) entfernt war. Auch über meine weitere Zeit auf der Südinsel habe ich nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ein bisschen permanentere Gesellschaft mit Auto sehr von Vorteil wäre, da ich es langsam auch schon ein bisschen anstrengend finde, dauernd Bekanntschaften zu schließen die selten länger als einen Tag halten. Im Endeffekt bin ich zu keinem konkreten Plan gekommen, aber habe beschlossen die Einöde hinter mir zu lassen und zumindest wieder ein Stückchen Richtung Nelson zu reisen. So bin ich heute wieder in Tākaka gelandet mit dem Plan zumindest noch bis Kaiteriteri weiterzureisen. 

P.S. An alle Christkinder da draußen, danke danke und ganz viele Bussis <3
Hier in Neuseeland war ich auch fleißig beim Weihnachtswichteln, nur hat mir die unvorhersehbar lange Flugzeit der Rentiere ein bisschen in den Plan gepfuscht. Ich hoffe, sie haben sich nicht irgendwo verirrt und finden doch noch einen Weg zu euch 😉

Und damit wünsche ich euch allen abschließend natürlich einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr 🥳🎆🥂 !!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert