Begleite mich auf meiner Reise ans andere Ende der Welt
Willkommen in der Karibik
Willkommen in der Karibik

Willkommen in der Karibik

Zurück in die Zivilisation, oder so ähnlich zumindest. Pete brachte mich nach meiner Woche bei den Lamas direkt zu meinem Hostel in Kaikoura. Wobei in Kaikoura wohl nicht ganz richtig war, zwar war ich streng genommen in der Stadt, aber vom Stadtzentrum trotzdem einen halbe Stunde Fußmarsch entfernt. Auch Stadtzentrum ist im Falle Kaikouras etwas übertrieben, denn der Ort hat, je nach Saison, zwischen 1500 und 4000 Einwohner. Das Zentrum, in dem ich eine Woche vorher auch mit dem Bus angekommen war, bestand aus einer kurzen Straße mit einigen Geschäften und Restaurants und das war es dann schon wieder. Bekannt ist der Ort aber nicht für die Stadt an sich, sondern – wie viele andere Neuseeländische Kleinstädte auch – eher für seine Gegend. Direkt an einer großen Meeresbucht und einem Unterwasser Canyon ist Kaikoura ein hervorragender Ort um allerlei Meeresbewohner zu sichten. Das war auch der Hauptgrund für mich, dort ein Wochenende zu verbringen. Meinen Samstag und Sonntag verbrachte ich damit am Strand zu liegen, ein bisschen die Geschäfte zu erkunden. Mit einem neuem Outfit und einem Eiskaffee in der Hand machte ich mich auf die Suche nach Seebären. Mit Erfolg. Auf meiner Suche fühlte ich mich sehr touristisch, aber ich fiel nicht auf, immerhin war es einen ausgewiesene Seebärenkolonie und deshalb immer auch von ein paar Touristen bevölkert.

Am Montag ging es für mich dann sehr früh aus dem Bett. Um 4 Uhr um genauer zu sein. Um diese Uhrzeit ist es selbst hier noch nicht hell und ich konnte den Mond über der Bucht von Kaikoura durch das Fenster der Hostelküche leuchten sehen. Mit Sack und Pack machte ich mich dann zum Dolphin Encounter auf. Dort bekam ich einen Neoprenanzug und eine Taucherbrille mit Schnorchel und dann ging es aufs Boot. Dadurch, dass das Meer südlich von Kaikoura durch den Unterwassser Canyon sehr sehr schnell mehrere Hundert Meter tief wird, kommen große Meeresbewohner, wie Delfine und Wale sehr nah zur Küste. Letztere leider hauptsächlich im Winter. Auf der Bootsfahrt, auf der Suche nach Delfinen sahen wir auch zwei Albatrosse. Außerdem bekamen wir Anweisungen, wie wir uns in Gegenwart der Delfine am besten zu verhalten hätten. Die wichtigsten Punkte: nicht angreifen, das mögen sie nicht und schwimmen weg, Augenkontakt halten wenn einer da ist, dann bleiben sie länger da und ganz wichtig, damit sie überhaupt herkommen, ganz laut Singen. Nachdem sich Delfine nämlich über Geräusche verständigen, ist es am besten, man macht möglichst laute, komische Geräusche im Wasser. Dann werden sie nämlich neugierig und kommen nachschauen, wo die Geräusche herkommen.

Nach einer kurzen Suche fanden wir einen Schwarm von über Hundert Delfinen und dann hieß es schnell, schnell ins Wasser. Ca 20 Leute glitten also möglichst vorsichtig, um das Wasser nicht zu sehr aufzuwühlen, und laut singend ins Wasser. An sich schon einmal eine witzige Erscheinung. Das Singen war erfolgreich, ich befand mich immer wieder in Mitten vieler Delfine und es war eine sehr beeindruckende Erfahrung. Insgesamt machten wir vier kurze Schwimm Durchgänge, jeweils so ca 5 Minuten lang, abhängig vom Interesse der Delfine. Danach fing es an zu regnen und wurde sehr kalt und wir waren alle froh, dass wir schon so früh losgefahren waren. 

Mein Tag ging nach einer kurzen Dusche und einem Kuchen im Delfin Café schon weiter in die nächste Stadt: Mit dem Bus nach Nelson, wobei ich die Busfahrt größtenteils schlafend verbrachte. Wacher als gedacht stieg ich aus und  und stellte sofort fest: Nelson ist sehr sympathisch. Die hügelige Küstenstadt erinnert mit ihren Blumenverzierungen und den vielen schönen Einfamilienhäusern, ein bisschen an ein sehr, sehr großes Bergdorf. Hier gab es für mich auch das erste mal einen deutlichen Unterschied zwischen Ebbe und Flut, denn bei Ebbe war das Meer einfach weg. Passend zu meinem Südtiroler Bergdorf Ambiente traf ich bei meiner Ankunft einen Italiener, mit dem ich sofort einmal ein bisschen mein eingerostetes Italienisch testen konnte. Fazit: war mal deutlich besser, aber ich bekomme tatsächlich mehr Konversation zusammen als erwartet.

Am nächsten Tag stolperte ich beim Frühstück über einen Briten, der mit einem Mietauto am Weg in den Abel Tasman Nationalpark war. Freunldicherweise nahm er mich mit auf seinen Tagesausflug und so fuhren wir in die Karibik. Zumindest war das mein erster Eindruck, als ich am Parkplatz aus dem Auto ausstieg. Der Great Walk, der 60km lang durch den Nationalpark geht, ist zurecht einer der populärsten Great Walks Neuseelands. Nachdem wir beide weder Zelt noch Schlafsack besaßen, bestritten wir nur die erste Etappe. Dabei wandert man durch den Urwald die Küste entlang und hat immer wieder zurgang zu und Ausblick auf kleine Buchten mit türkisblauem Meer und goldenen Sandstränden. Wie gesagt, das hätte auch auf den karibischen Inseln sein können, oder zumindest stelle ich es mir dort auch so vor. Vom Ende der ersten Etappe fuhren wir per Wassertaxi zurück zum Startpunkt.

An sonsten war meine Zeit in Nelson eher ruhig. Ich erkundete viel die Stadt, eigentlich immer alleine. In diesem Hostel fiel es mir ein bisschen schwerer Bekanntschaften zu schielßen. Im allgemeinen bin ich momentan an einem Punkt meiner Reise, wo ich vieles alleine besichtige. Wenn ich dann in ein Hostel komme und dort Menschen kennenlerne, stellt man sich immer irgendwie die selben Fragen und weiß gleichzeitig, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass diese Menschen nicht länger bleiben, als ein bis zwei Tage. Ich vermisse schön langsam ein bisschen die Gesellschaft von jemandem, der ein bisschen länger teil meiner Zeile ist, als nur die nächsten paar Stunden. 

Jedenfalls habe ich auf meinen alleinigen Erkundungstouren in Nelson den Strand und das Center of New Zealand besucht. Letzteres ist ein Punkt auf einem Hügel und angeblich die stelle, die man als Mittelpunkt Neuseelands angenommen hatte, als Neuseeland das erste mal kartografiert wurde. Die alten Kartografen lagen garnicht so weit entfernt, denn der tatsächliche Punkt liegt nur etwa 30km von dem Hügel entfernt. 

Außerdem fand ich zufällig heraus, dass man in Pic’s Erdnussbutter Fabrik gratis Führungen machen konnte, also lies ich mir das natürlich nicht entgehen. Nach einem kurzen Einblick in die Arbeit und Geschichte der kleinen Fabrik in Nelson gab es auch eine Verkostung diverser Produkte und man konnte sogar seine eigenen Erdnussbutter machen. Natürlich ging ich dann mit einem Glas Erdnussbutter mehr nach Hause. 

Der ursprüngliche Grund meines Aufenthalts in Nelson war nicht nur eine Stadtbesichtigung, sondern ich hatte auch gehofft, jemanden zu treffen, der ein Auto besitzt und weiter nach Nordwesten fährt. Mein Ziel war Tākaka, eine Kleinstadt in der Golden Bay und der ausgemachte Treffpunkt von mir und meinen Nächten Woofing Hosts. Nachdem meine Suche nach Autofahrern in Nelson erfolglos war, musste ich mich zum ersten mal in Auto stoppen versuchen. Tākaka liegt etwa 2h Autofahrt von Nelson entfernt und Praktischerweise gibt es nur eine Straße, die in diese Richtung führt. Ich zögerte meine Reise bis zum letzten möglichen Tag heraus und so stand ich dann im strömenden Regen neben der Straße und hoffte, dass jemand Mitleid haben und mich ein bisschen mitnehmen würde. Das Ganze funktionierte deutlich besser als erwartet und ich kam in insgesamt vier unterschiedlichen Autos relativ schnell an mein Ziel. In Tākaka angekommen hörte es immer noch nicht auf zu regnen also verbrachte ich meine Zeit bis zu dem Treffen mit meinen neuen Gastgebern damit im Wintergarten des Hostels zu sitzen mit einem Häferl Tee und einem Buch. Am Abend besuchte ich mit einer Hostel-Bekanntschaft das Dorf Kino. Das Kino war nicht so hübsch wie das in Wellington aber trotzdem herzig. Besonders witzig war aber die Pause zur Hälfte der Vorstellung, die niemanden außer uns zu wundern schien.

Mein nächstes Zeil ist Pūponga, ein 40 Einwohner Örtchen am nordwestlichsten Spitz der Südinsel. Bis dahin lese ich weiter mein Buch im Wintergarten und verstecke mich vor dem Regen. 

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